31. August 2010

Öffnungen

Agnostikerinnen ohne Hymen
dürften ab und zu Hintereingänge benutzen,
ebenso wie Seiteneingänge,
wenn sie nur endlich mal ihre Hausaufgaben machen würden!

29. August 2010

Ich seh aus.

Strickjacke
Kniestrümpfe
Jeans
Stiefel
Lederjacke
lange Hose in der Nacht
Frieren unter der Decke
und am Schreibtisch.
Ich seh aus wie Herbst-
und da ist er auch.

Zu viel Herz braucht aber nun auch kein Mensch.

Denn zu viel Herz macht auch dumm. Für was kann man denn schon alles ein Herz haben? Für sehr, sehr vieles. Und dann wird man letztendlich auch nicht mehr, sondern kreist nur um sich und sein Herz und wer ihm helfen kann und wem man helfen kann, damit das Herz noch wärmer ist. Doch ein andauernd von außen und in wohltätigen Streicheleinheiten mikrowellenartig aufgewärmtes, selbstgefälliges Herz nützt niemandem etwas und am wenigsten dir selbst. In meiner wahrlich zynischsten Stunde dachte ich mir einst diesen groben Aphorismus aus: Altruismus ist auch nur Egoismus für Hippies. Und am schlimmsten sind die Egoisten, die sich als altruistische Hippies verkleiden.
Das ist keine Klageschrift, übrigens, mehr eine Selbsterkenntnis.
Ich möchte etwas mehr denken und etwas weniger fühlen. Denn ich bin selbstgefällig geworden in meiner Sklaverei des Herzens. Mit Emanzipation hat das nicht mehr viel zu tun, jedenfalls nicht mit
der des Herzens. Sexuelle Emanzipation mag gut vorangehen, doch laufe ich auf einen Weg zu, auf dem ich mich selbst ernähren kann? Nö. Ist das ein Strukturproblem? Maybe a lot. But a personal problem, too. Everything I do is just the Ergebnis of my personal problems.
Das Herz ist angebunden an so manche Biologie. Ein Freund von mir gestand mir mal, er wolle Herz ohne Biologie und er wusste nicht, ob dies überhaupt möglich sei. Die Frage kam mir ziemlich unsinnig vor; selbst wenn, ja warum denn? Ist doch ziemlich schön so, dass das so ist, dass sich Herz und Biologie meistens ja doch ein bisschen vermischen, und oft hat der Kopf sogar auch noch ein paar Takte dazu zu sagen. Wir sind keine "human animals", wie Kinsey uns (als Menschen) betitelte. Jedenfalls nicht, wenn das bedeutet, dass unser Sexualverhalten ausschließlich der (körperlichen) Bedürfnisbefriedigung geschuldet ist. Spontaner, 10-15 minütiger Sex unter Fremden ist auf der einen Seite eine Befriedigung von Trieben, und natürlich körperlicher, ich bin mir aber fast sicher, dass zum Großteil auch die persönliche Identität und psychische Bedürfnisse eine Rolle spielen.
Wie sähe denn so ein Herz ohne Biologie aus? Es würde wohl möglich keine Rührung angesichts eines Kindergesichtchens erkennen, in der warmen Umarmung eines Freundes oder einer Freundin keine Geborgenheit finden, es würde kaum etwas schön finden. Ich finde nicht, dass das noch ein schönes, kluges, und vor allem wohltuendes Herz wäre. Es mag überraschen, verfechte ich doch immer die Meinung, viele vermeintlich klaren biologischen Unterschiede seien in Wahrheit soziale Prägung. Doch gibt es wohl einfach keine so klare Trennung meinerseits. Uns für unsere Triebe zu entschuldigen, bestimmte, unverständliche Verhaltensweisen auf rein biologische Umstände zu schieben, das halte ich für großen Müll. Aber ebenso großer Müll ist es, unser Verhalten völlig von jedem anderen in der Natur zu trennen. Sagen wir mal so. Ich will kein Herz ohne Biologie. Ich will aber auch kein Herz ohne Ratio. Und weder Sklave meiner Biologie noch meines Herzens noch meiner Ratio sein. Wie viel Versklavung doch aus uns selbst kommen kann!
Ich bin traurig, obwohl ich ein Arcade Fire Ticket habe. Oder eher, ich bin traurig, weil ich ein Arcade Fire Ticket habe. Ich bekam es nämlich nur, weil jemand plötzlich gestorben ist.

25. August 2010

Bittersüß.

Bittersüß! Allein der Titel schon! Wie abgedroschen bin ich denn! Und doch.
Wie soll man es anders beschreiben, wenn man sich den Kaffee zu stark kocht, und dann Milch und Vanillepulver hineingibt. Es schmeckt bittersüß.
Bittersüß ist es, alte Geschichten zu reflektieren, die nicht immer schön sind, es aber mit einem Menschen zu tun, den man schon sehr lange kennt. Und das ist schön. Aber: Macht das Spaß? Ist das Leben? Macht Leben Spaß? Struggelt es mich einfach nur durch? Wie ist das? Anzukommen in einer Stadt, einem Dorf, bei Menschen, die einem viel bedeuten. Es hat eine Art von Lebendigkeit aus den 80iger Jahren, dabei habe ich in den 90igern hier gewohnt. Bittersüß ist das Leben. Mir fehlen grade ein wenig die Worte.
Vielleicht schieben wir mal eine Information, einen hard fact dazwischen:
Ein Gedicht von mir wird in dem Anthologieband der Bibliothek Deutschsprachiger Gedichte erscheinen, er heißt "Ausgewählte Werke XIII". Das ist so ein richtiges Buch, eines, das man kaufen kann und es wird ein Gedicht von mir drin stehen.
Bittersüß.
Körperlichkeiten gegen Schmerzen im Herzen statt den einen Schmerz für den anderen auszutauschen.
Dann ist das mit den Träumen auch gleich erledigt.
Oder mit dem Träumen?
Bittersüß.
Jegliche Befindlichkeit in Buchstaben wandeln, als gäbe es diese Gefühle zum Zeitpunkt der Entstehung in mir zum allererersten Mal.
Ja, versprich mir, zu fliegen, so oft wie du willst.
Du kannst doch fliegen und du möchtest und du musst.
Bloß, hinfliegen darfst du nicht, versprich mir, bitte fall nicht, und wach nicht auf, um 4.48 und schreib nicht alles auf, was dir durch den Kopf geht und lass es posthum aufführen auf einer Theaterbühne. Fall nicht hin, bitte, fall nicht. Bitte.
Bittersüß.
Und wem das jetzt noch fehlte, bitte, ich bediene gern.

20. August 2010

Von fremden Galaxien zu Zeitreisen und zurück...

möchte ich träumen.
Hatte ich vor kurzem noch eine Phase, in der ich mich an meine Träume einfach nicht erinnern konnte, so kann ich es in den letzten Wochen nur allzu gut. Das ist nicht schön, denn sie sind leider nie verträumt, sondern entweder genauso gemein wie die Realität, zeigen also einfach einen aktuellen Zustand an, oder sie projizieren eigene Probleme auf andere Menschen oder sie gaukeln mir simpel irgendetwas vor, über das ich mich sehr freuen würde und das Aufwachen bringt Ernüchterung. Alles in allem wache ich also, nach jeder Nacht, egal welch Abend vorausgegangen sein mag, mit einem derartigen Gedankenkater auf, als hätte ich mich vorm ins Bett gehen mit allen schlechten Seiten des Lebens trunken gemacht. Schöner Mist!
Wieso kann ich nicht zu den Träumen meiner Kindheit zurückkehren? Die waren weitaus fantastischerer Gestalt. Oft waren es sehr grausame Märchenwelten, doch nachdem mein Herzschlag nach dem Aufwachen immer vor Angst kurz aussetzte, war die Euphorie, die mir danach anzeigte, dass es nur ein Traum war, unbezahlbar. Und da ich immer für Herzschlag aussetzen mit darauffolgender Euphorie und "alles wird gut" Stimmung bin, will ich sowas wieder. Oder einfach Sachen träumen, die gar nichts mit meinem Sein, dem Großstadtsein, dem Mensch auf dieser Welt sein zu tun haben. Ich möchte auf fremden Planeten wandeln, eine Weltraumheldin sein, in der Zeit reisen, als Legofigur verbaut werden. Ich möchte aufwachen und fest stellen, dass ich nicht dort bin, sondern in meinem Berliner WG-Zimmer und dass das auch gut so ist. Mich mutig dem Alltag stellen, sinnvoll und nicht nur mit eigenen Befindlichkeiten beschäftigt, geht vielleicht nur, wenn meine Träume mich ganz weit von ihm entfernen.
Was mag nun Abhilfe schaffen? Ich denke an Star Trek sehen vorm Einschlafen. Weiteren Vorschlägen gegenüber bin ich dankbar.

19. August 2010

Das mit dem Abwasch...

und dem gebrochenen Herzen ist egal.
Hauptsache die fleischlosen Frikadellen sind fertig
und gut.

Kann man sagen, was man will.
Ich sei manipulativ, langweilig,
upgefucked, neurotisch.
Mit Soja, Gemüsebrühe und
Paniermehl weiß ich umzugehen.
Ich kann gut mit Tofu.

18. August 2010

Beim Wäsche aufhängen traurig werden

Wer einem etwas bedeutet,
der hat eigene Wortkombinationen verdient.
Ich hab dir viele geschenkt.

Und wenn sie mir fehlten,
hab ich mir
hin und wieder
sogar das Grundwortmaterial ausgedacht.

Fancy Redewendungen
und Zitatmonsterei
sind eine schicke Sache.

Doch bedeuten sie nicht viel mehr
als die Widmung des berühmten Schriftstellers
im Buch eines Fremden
wenn sie endlich
zu Floskeln werden.

So wie sonnige Menschen
der Regen stört,
der den heißen Sommer
in graue Lauwärme auflöst,
so stört wortverliebte Menschen
die Floskeldrescherei,
die herzhüpferische Dialoge
in einen traurigen Abfallgesang
verwandelt.


Sophie Hunger, Spätsommersoundtrack

Werken zur 0. Stunde

In der Grundschule war Werken neben Sport und Mathe in der Top 3 meiner meistgehasstesten Fächer. Der Webrahmen, den ich mir bastelte, war so schief geschnitten, dass die Fäden davon abrutschten. Mit der Laubsäge machte ich teure Blättchen aus Mangel an sicherer Hand kaputt. Auf das Holzpuzzle, welches ich auf diese Weise herzustellen versuchte, musste man mit fester Faust drauf hauen, damit es passte. Ganz zufrieden war ich mit einem kleinen Auto, das ich aus ein paar Klötzern zusammenschraubte- es wurde mit einer 4 benotet. Am schlimmsten aber fand ich es, wenn wir mit dem Metallbaukasten hantieren mussten. Der Gestank nach Eisen ist mir bis heute ein Greuel. Auf ewig verbinde ich ihn mit der 0. Stunde, für die ich um 5 Uhr aufstehen musste, mit kaltem Material, einem komischen Gefühl an den Fingern und einer gänzlich langweiligen Arbeit- dem Üben vom Umgang mit Schrauben und Schraubenmuttern.
12 Jahre später bin ich ziemlich dankbar für diese furchtbaren Lektionen einer Lehrerin, die gleichzeitig meine Mathelehrerin war, denn um 11 Uhr abends auf dem Hof bei meinem neuen Fahrrad sitzend, sind sie ganz schön hilfreich. Zum Glück kann ich auch im Dunkeln gut sehen und das Befestigen meines neuen fancy Bügelschlosses entwickelt sich also zu gar keinem so großen Problem. Werken zur 0. Stunde in erwachsen und sinnvoll- wow! Naja, die zittrige Hand von damals habe ich aber immer noch und so nützt alles DIY-Know-How nüx, wenn die Schrauben sich von ihren eckigen, steifen Müttern lösen wollen und in der Nacht einen drauf machen gehen. Und vor allem- ich wollte doch nur mein Rad anschließen, damit ich ruhig schlafen kann und es nicht mehr in meinem Zimmer steht. Ich hatte es zwar ganz gern bei mir, aber jeden Tag über die Treppen schleppen muss echt nicht sein. Wofür es dann an der Stange festschrauben? Werken zur 0. Stunde. Nichts hat sich geändert.

17. August 2010

Auf klapprigen Rädern mit Drang nach links

Ohne Orientierungssinn wurde ich geboren.
Und ich wusste immer, es hat seinen Sinn.
Orientierungslos fahre ich meinen Weg
auf klapprigen Rädern mit Drang nach links.
Und komme da an, wo ich hinwollte
auf schöneren, sanfteren, bequemeren Wegen,
als mit handfester Karte und Pragmatik.
Rede ich mir in den Kopf und fahre weiter.
Orientierungslos greife ich um mich
gebe nehme verliere gewinne -
das Herz bleibt einsam der Kopf verwirrt.
Und doch muss es so sein.
Ich freue mich nur wenn es regnet
und lächle blödselig wenn die Sonne scheint.
Auf verschlungenen Wegen
an lauten Straßen
nah am Wasser gebaut
nehme ich meine Route
ins Chaos
auf klapprigen Rädern mit Drang nach links.
Gebe unangenehmen Herzballast ab
und fahr nach Haus.
Mit der Sehnsucht,
mir in den Schädel zu schneiden,
um von Wirrwarr und dem, was Leiden schafft,
befreit,
in charmante Worte zu kleiden
was ich empfinde.
Und ich verbleibe-
auf klapprigen Rädern
den Lenker fest in der Hand,
beim Schreiben mit zittriger.

12. August 2010

My new Roommate



Heute bin ich recht früh aufgestanden und habe mein Zimmer generalüberholt. Der Hausverwalter unter mir wird nicht mehr täglich von RRRRiooooot GRRRRRRl Punk, sondern nur noch von stampfenden Sprüngen genervt, denn ich habe die Boxen nun auf ein kleines Meditationstischchen gestellt. Zusammen mit meinen Räucherstäbchen und dem Kopfmassagegerät. Auch der Drucker, Plattenspieler und dazugehöriger Kabelsalat haben ihr Plätzchen gefunden. Mein Bett ist gemacht und frisch überzogen. Im Bücherregal liegen weder Tampons, noch Kondome, noch Teetassen, sondern Bücher und Dekokrams. Überall ist gesaugt. Das sei nicht ich? Doch, das bin ich, in ordentlich. Wenn man sein Zimmer ordentlich hat, wird sicher alles besser. Erfolg im Studium, Roman wird Bestseller und weniger Nackenschmerzen und so, ich glaub ganz fest dran. Einfach nur eine neue Facette. Und keine Sorge, ein bisschen altes marvellous-messiges Ich ist auch noch dabei. Hier mitten in meinem Zimmer ist es, das neue. Voll der Wucher, aber meine Heimatstadt steht drauf.

Choose.

Choose a singer/band/group.
Answer using ONLY titles of songs by that singer/band/group.

Mikrofisch

Describe yourself.
I don't get much sleep on weekdays.

What do people feel when they're around you?
We love you.

How would you describe your previous relationship?
See you next tuesday.

Describe your current relationship.
Disco Fantasy.

Where would you want to be now?
Morning Bus.

What's your life like?
The Kids are all shite.

What would you ask for if you had only one wish?
Let's kiss and listen to Bis.

Say something wise.
Drummachines Will Save Mankind.

11. August 2010

Skin

I take off my sweatshirt
with
words painted by a girl
I barely know.
There is a vest underneath
with
words written from a song
I used to listen to frequently last summer.

I take off my vest
which
is grey like the sweatshirt
I currently bought.
There is a bra underneath
with
a pattern of the fur of a tiger
and Butterflies I don't like Butterflies.

I take off my bra
which
is orange and grey like the vest and the sweatshirt.
There are breasts underneath
all sweaty and scratched.
Like Skin,
which is hot and sinful.

Fremd in meinem Schrank

-ein schwarz-weißes Hundehalstuch
-ein violetter Rock
-ein violettes T-Shirt
-eine rote Shorts
-ein rotes T-Shirt
-ein weißes Tank Top.

Mag sein,
Gäste entkleiden sich gerne bei mir.
Es ist heiß.
Und ich bitte um offene Atmosphäre!

10. August 2010

Mach den Dino aus der Mücke!

http://www.youtube.com/watch?v=0uzuNt2XImc
In wem keine kleine Drama Queen steckt, der hat keine Leidenschaft. Behaupte ich frech und stelle vorangegangenen Garbagesong als ein Paradebeispiel für stilvoll ausgedehntes Herzensleiden dahin, das dennoch nicht allzu nach Seemeerjungfrauens Garn klingt, sondern nach einer Pfütze selbstgepinkeltem und geweintem Schmerz, in dem nun kräftig gebadet wird. Man wird sich hinterher schämen, ein bisschen ist man sich dessen schon bewusst, aber wie sonst die Leidenschaft zähmen?
"Du darfst doch auch verletzt sein!" Genau. Ich habs doppelt unterstrichen und trotzdem.
Sehr gedramat wurde heute um die Radioaktivität in der Stargader Straße. Die Polizei sperrte das Stückchen zwischen Lychener Straße und Pappelallee ab und Fotos wurden geschossen. Nicht nur Presse, viele Passanten mit Handys. Eine ergreifende Erinnerung, so ein Foto von Polizeiwagen um ein eingegrenztes Stück Straße.
Der Tag, das Drama.

8. August 2010

An einem Sonntag im August



An einem Sonntag im August
wird uns im grauen Sonnenschein bewusst,
die Jugend sei vergänglich.

Wie Zitronenwasser, das im Café ausgeht,
während kein Zweifel mehr besteht,
das Leben scheint anders.

Wir springen von Rondellen unter Türmen,
mein Herz klopft in militanten Stürmen,
das Innere ist kitschig eben.

Ist in der Liebe und im... "was war das nochmal", alles erlaubt?
Du fragst mich das, ich sage "Krieg". Es scheint mir seltsam in diesem Moment.
Du glaubst es mir nicht
und wahr ist es doch.

Ich hab recherchiert,
Napoleon hat regiert
und das gesagt.

Mit Satzstellung in Inversion,
wir simulieren Kopulation,
von hinten.

Und das alles ohne Alkohol,
denn der wird jetzt allein genossen,
das Schrifstellerleben macht durstig, doch nicht verdrossen.

7. August 2010

Teilst du mit mir Tisch und Steckdose?

Es war ein Wetter ganz nach meinem Geschmack heute. Warmes, nieseliges Rollschuhfahrwetter. Ich habe leider keine Rollschuhe mehr (und ich meine übrigens wirklich Rollschuhe, nicht Inline-Skates, ich bin doch nicht lebensmüde!), aber ich habe einen Laptop und das Bedürfnis, in einen Plattenladen zu gehen. Ich bin plattenkauftechnisch nicht erfolgreich, um das einmal vorweg zu nehmen. Die ersehnte Team-Dresch-Platte ist noch nicht mein eigen, auch die neue Arcade Fire ließ ich mir erst einmal stecken.
Ich blieb also mit meinem dauernden Bedürfnis zu schreiben an diesem rollschuhwettrigen, edelgrauen, turnschuhigen Tag im Prenzelberg und begab mich in ein Lokal, um zu schreiben. Das lief auch wie geschmiert, bei Zitronenwasser und Milchkaffee, ich war so schön allein da drinnen, alle anderen draußen, türlich, ist ja Sommer oder so. Die Bedienungen waren nicht aufdringlich und ich konzentriert as hell. Bis schließlich ein Mädchen mit einem riesigen Rucksack den Raum betritt. Da ich gestern auch noch einen riesigen Rucksack mit mir herumtrug, bekam sie sofort meine volle Sympathie. Man wird schließlich immer so doof angeschaut. Als wäre man eine enorme Schnecke, die ihr zuhaus auf dem Rücken tragen muss, weil woanders kein Platz dafür ist. Und wenn es so wäre, hm?
Sie fragte nach W-Lan und einer Steckdose, setzte sich aber nicht neben mich, an den Tisch mit der Steckdose. Sondern auf einen Barhocker, an einen ungastlichen Nebentisch und ihr Kabel legte sie grenzenbildend über meinen großen schönen Tisch, an dem ich auf einem delikaten Holzklappstuhl saß. Wenn mein Akku leer wird, grabe ich den aus, schimpfe ich innerlich!
Natürlich wird mein Akku leer und natürlich hat die schöne Fremde die Steckdose immer noch in Gebrauch. Sie ein bisschen anstarrend, nehme ich dann doch kleinlaut meinen Fremdtischrechner und ziehe damit auf einen ebenso ungastlichen Barhocker um, neben dem eine andere Steckdose zu finden ist. Nun mit dem Rücken zu ihr, frage ich mich, warum es uns Großstadtindividualisten so schwer fällt zu fragen: "Teilst du mit mir Tisch und Steckdose?"

Auf Meeresbahnen schwimmt der Herzkasper.

-Und wie ist das jetzt nun so?- fragt der Herzkasper.
-Was denn so?- entgegnet Kopfpolizist.
-Na, das hier: In der Bahn sitzen, am Nachmittag, Strecke Rostock Hauptbahnhof - Berlin Gesundbrunnen.- Der Herzkasper hört sich so selbstverständlich an, als wäre dieser Moment für ihn real und es wäre schon o.k.,dass er plötzlich da ist. Dabei hatte er sich doch sechs Tage lang davor gedrückt, dass er kommen würde. Verstellung ist sein Rettungsring, stets gewesen.
Der Kopfpolizist erläutert:
- Naja, über ein paar Restörtchen Mecklenburg-Vorpommerns fahre ich nach Brandenburg und dann nach Berlin- und schon bei der Erwähnung dieses Städtenamens kann der Herzkasper nicht mehr stille sitzen. Er trampelt laut mit den Füßen, unterbricht den Kopfpolizisten und erzählt weiter:
-In die hektische Stadt hinein! Zug Fahren in Brandenburg bedeutet für mich Alltag! Und Alltag ist grau und nicht gut!
Plötzlich verschwindet, wo es sich doch bis zur Havel gehalten hatte, zwischen Fürstenberg und Oranienburg das Rauschen der Wellen, der salzige Geruch des Meeres, die herzenswilde Ödnis aus Strand, Gras, Bäumen und Wasser, das Gefühl von Sand auf der Haut und der Fischgeschmack im Mund. Dem Herzkasper hatte das alles sehr wohl getan. Er hatte sich darin gesuhlt, als gäbe es kein Morgen und auch kein- er wagte es gar nicht, diesen Städtenamen auszusprechen. Ebensowenig, wie das Wort oder das Gefühl oder die Konstruktion, die damit verbunden war. Und nun verstand er plötzlich. Und sah, dass seine Einsamkeit nur Verstellung gewesen ist. Da waren Spezies dabei, um ihn herum, Männer, Frauen, Hunde, Kinder. Und auf einmal waren sie nicht mehr nur Randbeschallung und Stranddekoration, sondern ihm wurde klar, zu ihnen gehörten Geschichten. Schöne, traurige, seltsame, ganz normale. Befreit von Bezirksrollen, Ausgehmief und Unikram. Geschichten, viel spannender, als sie in...
-Berlin!-schrie der Kopfpolizist auf und verpasste dem Herzkasper mit seinem Gummiknüppel einen kräftigen Hieb in die Kniekehle. -Sieh nur, wie der Zug in die Stadt einschneidet! Von Nord nach Süd, das hast du auch noch nicht gesehen! Über Blankenfelde nach Pankow! Wie herrschaftlich die Häuser aussehen! So aus der Bahn - von Norden!-
-N-O-R-D-E-N- seufzt der Herzkasper. Oh, schwämme in seinen Blutbahnen algiges Meerwasser!

1. August 2010

Schnaufend. Schniefend. Leise triefend.

Schnaufend, weil ich grade noch an ner Unisache sitze.
Schniefend, weil ich eine kleine Erkältung ausschwitze.
Leise triefend ist die Nase,
ständig lockt die Träumerseifenblase.

Ich wünschte, ich könnte eleganter verabschieden,
doch das war mir nie so richtig vergönnt.

Eine Woche bin ich ab morgen an der See,
heute gings wegen oben erwähnter Tatsachen leider nicht zum Tanztee.
Von mir zu lesen gibt es bis dahin also auch keinen Eintrag.
Wir lesen uns danach aber wieder, weil ich euch mag.

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