12. März 2012

Dieser Tage das Fenster öffnen.

Was tun, wenn die lyrischen Gedanken
sich, überfällig ausgeschlafen, wankelmütig in Prosa verwandeln?
Es bleibt die Frage am Ende der Bettkante:
Sind Neologismen und mathematische Betrachtungskonstruktionen
im Raum der Emotionen und Definitionskonstanten der Jugend,
legitime Literaturschaffungswerkzeuge oder simple Auswüchse einer
gerade erwachsen werdenden Neurose?

Ich möchte es einfach halten,
und verstecke mich nicht länger
mentholtrunken hinter
violetten Baumwolltüchern.
Ich öffne das Fenster und
atme ein und aus.
Und selbst das hat ein Metrum.
Regelmäßig.

9. März 2012

8. März: Emanzipation der Herzen?

Was für ein aufregender Zufall! Ausgerechnet im Frauentag-Monat März ist der Gastblogger des popfeministischen Missy Magazine ein "Feminist mit Eiern" !"
Und dann erdreistet er sich auch noch über die Auszeichnung alleinerziehender Väter am Frauentag zu bloggen!
Ich, die Manifesterin der Emanzipation der Herzen, nicht von Männern und Frauen, blicke auf diesen spannenden Frühlingsbeginn ebenso janusköpfig enthusiastisch wie zweifelnd wie auf den Internationalen Frauentag überhaupt.

"Zunächst einmal", wendet Janus/Jana der LeserIn die neonpinke Wange hin, "warum zur Hölle ein Internationaler Frauentag? Was soll denn die reaktionäre Mann-Frau Scheiße?"

"Hallo?", die lilafarbene kanns nicht fassen und bewegt die Augenbraue zum Hochziehen gleich mit,
"Es braucht immer noch einen modernen Feminismus, Bitch !"

"Und dann, Fräulein alter Schule, geht es weiblichen cisgendern gut, und weiter?"

"Na dann, Fräulein Gender-Expertin, muss der Rest sich ebenfalls emanzipieren, und mit Feminismus hat das Ganze trotzdem zu tun!Noch nie was von struktureller Unterdrückung gehört?"

"Aha, und was ist mit den Vätern? Sollen wir wirklich, wie sich dieser Nelles wünscht, jetzt einfach das Topf-Deckelchen-Spielchen umdrehen und Managerinnen küren und ausnahmsweise Väter auszeichnen?"

"Da siehst Du's! Im Töpchen und Deckelchen liegt des Pudels Kern! Eine Auszeichnung und Anerkennung für Menschen, die sich im Ist-Zustand für einen so gehts auch -Zustand entscheiden ist ne super Sache. Aber braucht man dafür Preise, die Dinge ehren, die für den jeweils anderen Selbstverständlichkeit sind?"

Pff, alles irgendwie unberechtigt naseweis. Das Ganze ist doch wieder mal vor allem eins: Frustrierend. So frustrierend, wie wenn eine Gesellschaft einen Tag für ein Gender braucht, um daran zu erinnern, dass Gleichberechtigung noch Utopie ist.Ist es aber, sorry, welcome to reality, Femizisstinnen!

Und trotzdem: Von der privilege denying dude- Scheiße der restlichen Männerrechtsbewegung ist der Nelles Artikel weit entfernt. Er ist nett gemeint, er versucht den dekonstruktivistischen Gedanken, wie sinnvoll ein "Frauen-"Tag in einer wirklich nicht sexistisch erträumten Gesellschaft als Zeichen ist, originell anzubringen, ohne vorzugaukeln, dass alles gut so wäre wie es ist, vertut sich aber leider in der Umsetzung seines Beitrags gewaltig in Richtung kapitalistischer und pärchenlügnerisch-normativer Logik. Die gesellschaftliche Anerkennung, von berufstätigen Alleinerziehenden, auch von männlichen, ist leider ein genereller Missstand, und auf den darf auch am Frauentag hingewiesen werden. Das nächste Mal ein bisschen durchdachter, bitte. Ist ja schließlich ein Ehrentag.Oder bin ich nur so weich im Urteil, weil es durchaus anerkennenswert (aus Seltenheit!) ist, einen Beitrag von einem Feministen zum Frauentag zu hören?

Das erschien mir anscheinend im frühjahrserkälteten Hustensaftdelirium ebenso postenswert auf facebook einen Tag nach besagtem Fragentag, wie gestern M.I.A.s "Bad Girls"Video mit der Überschrift "8.3.Emanzipation der Herzen", was von 9 Personen, 5 männlichen und 4 weiblichen, mit dem nach oben gestreckten Daumen prämiert wurde. Hm, was nun an beiden Posts und der Beschreibung derer falsch sein könnte, dafür gibt es sicherlich und hoffentlich viele Lesarten.
Ich jedenfalls bin mir bewusst, dass in einer Welt, in der ich erlebe, dass in einem Gender Studies Seminar Genderzisstinnen fordern, ein gleichberechtigter, nicht sexistischer Umgang sei doch umsetzbar und gelungen, solange er in kleinen, gebildeten (natürlich nach unserem Begriff von Bildung!) Gruppen funktioniert und der Rest draußen bleibt, und wie andernorts ein sich selbst ausdrücklich als Mann bezeichnendes Individuum zu einem Opfer sexueller Belästigung sagt, einem Mann gingen schon einmal die Triebe durch, frau müsse nur deutlich ein "Nein!" signalisieren, sind der Anlässe, über Sexismus, Feminismus und strukturelle Unterdrückung zu sprechen, nicht genug.

Daher bin ich, ebenso janusköpfig, sehr gespannt, auf die Genderessaywochen mit meinem Rauhfaserteam, welches seit diesem Monat auch ganz ohne Quote gleichberechtigt durchgegendert ist, an denen auch ich teilnehme. Zum Zeitvertreib gibt es dort die Gewinner(sic!) des Poesieschachtwettbewerbes zu lesen:
rauhfaser.keinejugend

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