31. Januar 2012

Dienstag ist wie Montag: Bookishs Predigt.

Jedes Wort in den Bücherschrank!
Leichtes in Fach eins, Geschätztes in Fach zwei,
in der Mitte, was man nie gelesen hat,
und was man lieber nie gelesen hätte,
Schweres unten.

Eine Anhäufung von Buchstaben, die zu Worten wird,
zu Büchern, zu Schrank.
Oh, Metamorphose!

23. Januar 2012

Montagsgedicht: Keiner kann eben.

Eine neue Kategorie als Hommage an Mascha Kaléko, deren Schaffenskraft einst angekurbelt wurde, durch die Veröffentlichung von Montagsgedichten, Woche für Woche, in der "Vosschen Zeitung."

Ein Gedanke um halb zehn
Ganz schön früh jetzt
rügt mein Kaffee.
Ob ich es schaffe ihn fest zu halten,
ohne aus dem Haus zu gehn?

Schon vergessen
vielleicht nie gewesen
durch den hintersten
U-Bahneingang.
Flüchtig noch beim Mittagessen.

Dann mein Versuch, Fast-Food langsam zu schlucken.
Geniesen und mal gucken, ob das geht.
Es findet sich immer einer
der vor der Leuchtreklame
und zu dir steht.

Du spielst Klavier,
ergreifst meine Hand,
den Kandiszucker,
die gepunktete Tasse.
Ich komme zu dir.

Allein
zwischen uns bleiben
Kippen.
Die Haferkekse,
Der Bio-Earl-Grey.

Ich wähne, ich bin ziemlich romantisch
bisweilen,
und kippe den Froschreiniger
chlorfrei und giftgrün,
summend ins Stacheldrahtgästewc.

17. Januar 2012

Neues vom Gedankenkater

Inmitten von Zwischenwelt
-Studium, Mutter und Vater,
wo sich's rigoros zu besaufen gilt,
räkelt sich Gedankenkater.

Hab ich's bequem, lass ich nicht zu viel liegen,
schaff ich's bis 10 noch die Kurve zu kriegen.
Lebendig zwischen Prokrastination, lernen und bangen,
nehms ich's Duell auf,
mir Ehr zu erlangen.

Feministinnenehrenwörter, Liebe und Wein,
die große Weltverbesserung,
aber billig, nicht schädlich!
soll's daneben noch sein.

Und wenn nachts um 2
dann die letzte Sirene schreit,
klopft mein Herz,
im Stakkato,
zum Stillstehen bereit.

Wenn dann noch der Kater meine schwere Brust bespringt,
flüster ich leise: "Gute Nacht, Gute Nacht"
der nächste Morgen beginnt.

11. Januar 2012

Das Gegenteil von Dankbarkeit.

Ich habe eine neue Lebensphilosophie gefunden. Sie steht eurem bescheuerten, sinnlosen, verdrogten Hedonismus genauso hemmungslos und ekstatisch entgegen! Was sagt ihr jetzt?

Ich werfe ein Herz, ein menschliches, den ganzen Tag über an eine graue Betonwand, und alles, was ihr seht, ist meine Silhouette von hinten. Ich gucke einfach zu, wie es hart aufprallt und rote Streifen auf der Wand zieht. Die Wand eines Betonbalkons. Ich könnt den ganzen Tag singen: Betonbalkon. Und weinen.

Ich bin eine junge Frau in einem Anzug aus schwarzer Baumwolle. Ich habe kurze Haare, und der Anzug ist maßgeschneidert, und ich habe nun einmal Hüften, verdammt!
Ist ja auch egal, alles, was ihr von mir seht, ist sowieso von hinten.

Auch ich hab n Weilchen mit der goldenen Kugel gespielt, hab nach ihr getaucht, und dann notfalls doch den Frosch gebeten, mir zu helfen. Hätt ja ein Prinz werden können, dacht ich mir, als ich ihn an die Wand klatschte. und war dann doch ganz froh, als es nur ein menschliches Herz wurde. Wird Frosch zu Herz, wo jemand Grünes will oder so.

Jetzt ziehts Striche und stinkt nicht.

Schön langsam, schön warm, schön purpur. Und ich habe mir dazu ein grimmiges Grinsen ausgedacht und denke: Heute wein ich, morgen denk ich, übermorgen schreib ich ihn doch. Und das heute, wo mittlerweile für einen gewissen Kreis die Bezeichnung Berlinroman gottseidank eine Beleidigung darstellt.

Uhrwerk purpur. Orang ja trotzdem irgendwie. Und es läuft, es läuft, es läuft beständig, obwohl es ausblutet. Ich weiß, ist doch schließlich meins.

Dabei seid ihr mir eigentlich viel zu langweilig, alle miteinander, um über euch zu schreiben.
Ich habe mir die Traurigkeit verordnet, wie ihr euch den hemmungslosen Spaß. Wir tanzen auf dem selben Parkett, People: Es ist abschüssig, ich spürs auch.

Und da ich ja nur mit dem Rücken zu Welt stehe, mit dem Kopf zur Betonwand, kann ich euch zum Glück nicht mehr sehen. Wenn ich mich manchmal, einmal im Monat, wenn ich meine Verabredung mit der Welt habe, über die Schulter leicht umdrehe, denn das reicht mir schon an Gnädigkeit ihr gegenüber, find ichs einfach nicht so lustig wie ihr, sorry. Naja, wenn man nicht über rape-jokes lachen kann.

So much for the city, tell me that you dance till the end...

Ja, wie gerne hab ich das damals auch geglaubt, in die andere Richtung rennend als die Polizei, mit krachender Lederjacke, und irgendwie echt gedacht, das ist meine Stadt, die ich da verteidige. Und nicht eure. Ihr grenzt euch ab? Und wollt mich trotzdem, ihr wollt mich doch auch, da kann ich so viel Yuppiesport betreiben, dass ich ganz modeldünn werde, da kann ich noch so mädchenhaft schüchtern sein, da kann ich sonstwie daherkonservativen, ich schaffe es einfach nicht, dass ihr mich unsympathisch findet.

Sorry, aber mein Herz schlägt gegen eine Betonwand. Euer Hedonismus ist meine Traurigkeit. Euer Danke ist mein Selbsthass. Ich habs bequem, doch glücklich bin ich nicht.
Den Jutebeutel über der Schulter und den Kopf gegen die Wand. Nur so kann ich morgens noch aufstehen,um grimmig grinsen zu können.

3. Januar 2012

Rauhnächte.

Nieseliger Jänner,

in Pfützen zu springen,
hält uns im alten Jahr.

Die feisten Weihnachtsäpfel Dich übern späten Dezember,
mich die schlaflosen Tage zwischen den Jahrn.

Ich halte fest,
ich halte fest,
was längst vergangen ist.

Denn in Erinnerung liegt Dauer.
Und die ist nicht die Ewigkeit,
mein Kind.

How happy is the blameless vestal's lot!
The world forgetting, by the world forgot.
Eternal sunshine of the spotless mind!
Each pray'r accepted, and each wish resign'd

(Alexander Pope: Eloisa to Abelord)

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