24. September 2010

Erst mach ich mir noch mal schnell n Brot und dann werd ich erwachsen.

"Femizissmus" ist ein Wort, dass ich erst neulich erlernte und sogleich ziemlich großartig fand. Es bezeichnet den Zustand der vermeintlich emanzipierten Dame, die bereits glaubt, dass der Feminismus in der Gesellschaft schon etabliert genug ist, dass wieder ironiefrei tradierte Rollenklischees gelebt werden können, weil man im Herzen doch schon emanzipiert genug ist. Glaub ich nicht und blicke doch dem Narziss im Waschbecken ab und zu recht verliebt entgegen.
Runtergespült damit erstmal und die Sonnenstrahlen geniesen. Ein femizisstisches Phänomen ist es anscheinend auch, dass kaum ein schöner, gesellschaftskritischer, poetischer Feministinnenblog ohne Fashionabteilung zurecht kommt.
Also, ich seh ja heute so aus, wie es die "Gala" für den Frühherbst empfohlen hat, als Bohostyle: Flohmarktesques Sommerkleidchen, Strumpfhose mit Laufmaschen, abgeranzte, weiße Turnschuhe, Lederjacke, schwarze Hornbrille und Rucksack. Hat die "Gala" anscheinend gut beobachtet, denn so sieht das Stadtmädchen eben aus, wenn es den Sommer noch im Herzen trägt, der Hals doch bereits herbstanbietend kratzt. Oh. Leider hab ich mir letzte Woche die Haare färben lassen, sonst hätte ich sogar noch die dazugehörigen ausgewaschenen Blond-Rot Töne. Offenbar kommt man zu bestimmten Zeiten seines Lebens nicht umhin, wie ein Fashion-Victim zu wirken, so wie man zu gewissen Phasen seines Lebens nicht umhin kommt, depressiv zu sein, weil man jung und sensibel und wachen Herzens und offenen Ohres ist.

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