31. Oktober 2010

Digital ist besser


Verehrte LeserInnen, ich habe zu feiern heute. Das ist der 100. Post. Und wie könnte dieser besser zu feiern sein, als mit DEM Tocotronic Zitat im Titel?
"In einer Gesellschaft, in der man bunte Uhren trägt// In einer Gesellschaft//wie dieser// bin ich nur im Weg" so hieß es 1993 und obwohl ich zu diesem Zeitpunkt gerade mal fünf Jahre alt war, schluchze ich nostalgisch ob meiner vergangenen und untrennbar damit verbundenen Jugend, wenn ich das gleichbetitelte Album höre. Ich entdeckte und hörte es exzessiv mit 15 und 15 ist ja auch fast wie 5, aus heutiger Perspektive betrachtet. Verbunden bin ich zeitgenössisch trotzdem auch mit dem Song, denn auch ich trug Mitte der 90iger tatsächlich noch eine Digitaluhr, eine gelbe Baby-G-Fälschung, über die alle lachten, weil sie erstens im Vergleich zu meinem Arm riesig war, und ich sie zweitens verkehrt herum trug.
"Digital ist besser" ist aber auch ein Titel, der zum heutigen Tag sehr gut passt, denn gestern Nacht war die Zeitumstellung und natürlich hatte ich das wieder einmal vergessen, doch diesmal wars echt super, denn so kam ich heute pünktlich und wundervoll vorbereitet zum Theaterworkshop. Zusammen mit der unbeschreiblichen Melancholie am Vormittag, die mich ergriff, als ich passend zum Anlass auch den Tocotronic Song "Die Welt kann mich nicht mehr verstehen" hörte, mit den Zeilen "Und ich weiß nicht genau, ob es so etwas gibt, und ob es an der Zeitumstellung liegt", die für mich ganz dicht in Verbindung stehen, mit Sportstunden, vor denen ich mit einer meiner besten Freundinnen "You don't know Jack" spielte, willentlich zu spät kam, auf dem Weg besagten Song hörend und dann frech mit von der Wegzigarette heiserer Stimme entschuldigend: "Naja, die Zeitumstellung...", ließ mich dieser Umstand heute beinahe eine ungetrübt heitere Preisung der Zeitumstellung als Motivator und Erinnerer schreiben, hätte da nicht meine jetzige Armbanduhr mir nicht nur metaphorisch einen Strich durch die Rechnung, ähh, das Ziffernblatt gemacht, in dem sie heute sagte: "Digital ist besser!" und den Sekundenzeiger gegen 12 Uhr mittags wüst ins Uhrwerk warf. Ich betrachtete ihn erst eine Weile verblüfft, ließ ihn noch ein bisschen Reisen in der faszinierend kreisrunden Landschaft der Zeit im 12 Stundentakt, um dann festzustellen, dass das zum einen doof aussieht und ich zum anderen die Möglichkeit haben will, in langweiligen Vorlesungen das verdammte Schleichen der Zeit zu visualisieren.
Ich werde also demnächst neben dem Sparen auf einen neuen Rucksack und eine Winterjacke ebenso eine Digitaluhr einplanen müssen, und um mit einer schönen Casio mit silbernem Armband nicht den Hipsterverdacht zu erregen, wird es vielleicht eine pinkfarbene Baby-G werden. Alles, was hässlich ist, ist nicht ganz so hässlich, ist es pink. In diesem Sinne: Happy 100!

5 Kommentare:

  1. Gratulatioooon!!!
    (und weil ich seit dem erscheinen des albums/liedes kapitulation immer sämtliche lieder auf -ion mit eben der melodie von kapitulation versehe, wenn es mir gerade einfällt und wenn auch inhaltlich nicht ganz passend, so doch von tiefstem herzen Grahatulatiiioooon ohohoh!!)
    dein blog ist eine bereicherung für die digitale welt und für alles außerhalb davon. danke dir dafür!

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  2. Ich danke euch beiden sehr!
    Jetzt singe ich auch: Grahatulatiooooon, ohohoho...

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  3. Auch meinen allerherzlichsten Glückwunsch. Auf die nächsten tausend also,

    Andreas

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  4. Danke sehr. Auf die hoffe ich auch. Was raus muss, muss raus.

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