11. Oktober 2012

Weil ich ein Mädchen bin?

Passend zum Internationalen Mädchentag diskutierte ich heute mit meinen Mitbewohnerinnen darüber, wann man aufhört, ein Mädchen zu sein. "Irgendwann wirds albern, so ab 25 oder so," meinte ich, just 24-jährig. Wenig später wurde mir bewusst, dass ich es am albernsten und schmerzlichsten fand, mit 17 als Mädchen bezeichnet zu werden. Vielleicht hing es mit dem nur bedingten Selbstwusstsein der Gestalt zusammen, die ich war und die Almut Klotz in einem Interview zu Frauen in der Hamburger Schule als Avantgardeköniging bezeichnet hat, die nur in der Provinz funktioniert. In so einer Position ist der Gedanke, man sei jetzt son bisschen erwachsen und son bisschen Frau recht tröstlich, wenn man nichts weiter als abhauen und ernst genommen werden will. Inzwischen bin ich in Uni- und Arbeitskontexten ganz selbstverständlich Frau und finde das ziemlich gut. Nichtsdestotrotz fühle ich mich als Mädchen, ohne albern zu sein, weil ich mir den Begriff inzwischen zurückgeholt habe, als eine Selbstbezeichnung für die klare Positionierung im Dazwischen zwischen ironischer Weiblichkeit, Erwachsen werden und Riot-Grrrl-Versuch. Ich bezeichne Jungs zum Beispiel aber nur als Jungs, wenn sie entweder wirklich jung sind, oder mir sehr, sehr nahe stehen. Ohne darüber nachzudenken, denn wer erwachsen handelt, oder von der Gesellschaft so wahr genommen wird, der sollte auch so tituliert werden. Ich weiß, wie schnell man wieder zum Mädchen werden kann, wenn man neben dem falschen Typen steht, man mit der Gitarre in der Hand wie jemand aussieht, der sie nur schnell mal hält, oder emotionale Eigenschaften als aus dem gender hervorgehend wahrgenommen werden. Den jüngeren Mädchen und damit auch mir retrospektiv unter 18 wünsche ich einfach, dass "Internationaler Mädchentag" für sie etwas solidarisches bedeutet, und dass man sich nur als Mädchen fühlen sollte, wenn man damit etwas positives assoziiert. Dass sie ansonsten heute wie an allen Tagen kräftig dem Patriarchat die Zunge hinaus strecken, den rosa Luftballon in der S-Bahn schwenken, und sich ja nicht einreden lassen, pink wäre keine schöne Farbe. Sich unabhängig vom gender mit Mädchen solidarisch fühlen, die nicht als mehr wahrgenommen werden als als Mädchen.

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