9. Juli 2010

Ich war "Jenseits von Millionen" und es war schön.

Ich war „jenseits von millionen“ und es war schön.

Festival der Mamallapuram-Macher geht mit neuem Namen in die erste Runde
Ich war „jenseits von millionen“ und es war schön. Schrieb ein Freund von mir am Tag nach dem
gleichnamigen Festival in seinen Facebookstatus und ich finde, so schlicht und berührend könnte
man das fast stehen lassen. Würde ich auch gern tun, wären nicht viel zu viele Menschen noch viel
zu uninformiert über dieses kleine, aber doch sehr feine Festival, dass unter diesem Namen in
diesem Jahr zum ersten Mal stattfand.
Da war einmal das Mamallapuram, ein Festival, das explizit für den Zweck gegründet wurde, einem
Waisenhaus im indischen Ort „Mamallapuram“ den Erlös zukommen zu lassen. Seit dem letzten
Jahr werden die Spenden allerdings für Projekte des Kinderhilfswerks terre des hommes verwendet
und somit musste ein neuer Name her. Jenseits von Millionen. Das Konzept dahinter bleib
allerdings gleich: Wunderbare Bands aufzuspüren, deren Musik ein breites Spektrum umfasst, die
jedoch immer Musik für das Leben und die Liebe machen und nicht für eine fette Gage oder um ein
Stadion jubeln zu lassen. Einen Ort damit beschallen, der eine Idylle inmitten von Feldern und
Seen, einer Eisdiele, einer Bäckerei und einem Supermarkt bildet: Die Burg Friedland in der
brandenburgischen Niderlausitz, von Berlin aus gut zu erreichen und somit auch ein kultureller
Kurzurlaub für Großstadtkinder. Sich selbst und den Festivalbesuchern das Gefühl geben, nicht nur
etwas für die Ohren zu tun, sondern auch die Welt ein klein wenig zu verbessern. Und das alles mit
einem liebevollen Bastlercharme, der sich sowohl in der Bewerbung als auch in der Dekoration des
Festivals niederschlägt. In diesem Jahr stand das Design ganz unter dem Motto von fantasievollen
Geschöpfen wie Kätzchen mit Flügeln und Hunden mit pinken Kopfhörern.
Und wie sah mein Festivalerlebnis am 7. und 8. August in Friedland aus? Ich lausche am
Freitagnachmittag, gerade das Zelt aufgestellt habend, der tollen Anna Rikje Rosenthal, die
wunderbar harmonische Großstadtlagerfeuerlieder ganz allein mit ihrer Gitarre vorträgt und
angenehme graue Melancholiehauche in den 30 Grad warmen August pustet. Ich höre mit Ohren
und Beinen am frühen Abend den geistvollen Texten und hüpfenden Melodien von Knut und die
herbe Frau. Ich tanze sehr viel später ausgelassen zu Ampl:tude, dem humorvollsten, das mir in der
Elektroszene bisher begegnet ist und dabei gleichzeitig von einer atmospärischen Schönheit, die der
Versunkenheit sehr dienlich ist. Ich falle glücklich in den Schlafsack. Am nächsten Morgen nehmen
die netten Essensstandbetreuer meine Freunde und mich mit zum See. Die Sonne brennt
beklemmend angenehm auf der Haut, das Wasser macht nass und stark für die nächsten musikalischen Hochgenüsse. Garda spielen sich mit liebevollem Barock-Pop und sympathisch
sächselnd direkt in mein Herz. Beat! Beat! Beat! beeindrucken trotz ihrer geradezu blutigen Jugend
mit strokesesquem Garagenrock. Jeniferever aus Schweden runden den Abend grungig und ein
wenig gruselig ab. Abrunden? Halt! Vorher schlagen einem Frittenbude noch leicht hip-hoppig, viel
elektrisch, immer hart an der Grenze zum allzu prolligen in die Fresse, so dass man kopfüber in die
After-Show geschubst wird, wo man amüsant im Dorfgasthaus zu den Klängen des sonst im
Berliner Indie-Club Rosi's anzutreffendem Whatever! Dj-Team bis in die Morgenstunden abtanzt.
All das wollte ich gern sagen, damit noch ein paar mehr Menschen nächstes Jahr für das Zirpen der
Grillen, das Betrachten des Sternenhimmels, das Baden im See, ganz viel Musik, Ingwer-
Karottensuppe und den guten Zweck nach Friedland in die brandenburgische Provinz reisen.
Aber letztendlich sind die Worte meines Kommilitonen doch die einzig wahren, um diese
wundervollen Momente einzufangen:
„Ich war jenseits von millionen und es war schön.“

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