12. Oktober 2010

Denn ich habe ja immer Zeit...

Nein, eben gar nicht! Wieso kann ich aber trotzdem nie "Nein" sagen?
Die höchste Dringlichkeitsstufe in meinem Leben sollte eigentlich gerade meine am Montag abzugebende Hausarbeit haben, stattdessen habe ich gestern die Nacht mit einer Schneidbegleitung des Films der Verfilmung meines Lebens... äh meiner Lesung verbracht. Eine Cutterfreundin zu haben, ist ganz schön großartig, vor allem, wenn diese perfektionistisch veranlagt, kreativ und mit dem richtigen Gespür für Momente ausgestattet ist, zudem noch nächtlichen Betriebsführungen und Spaziergängen auf dem Weg zum perfekten Nachtbefressnis aufgeschlossen. Obwohl ich nicht viel zum Prozess beizutragen habe, außer "Habt ihr hier auch Kaffee?" "Wo darf ich rauchen?" "Kommst du mit rauchen?" "Oh, wie toll!" "Warum ist die Wand da grau gestrichen?" "Haben die männlichen Mitarbeiter so viel Haarausfall wie die IT-Leute?", fühle ich mich schon trotzdem fast ein bisschen stolz auf das tolle Ergebnis. Das macht das eifrige Komplizengefühl, das sich bei nächtlicher Arbeit in egal welchem Bereich anscheinend automatisch einstellt.
Um 7 fahre ich nach Hause und die "konkret", die ich mir an der U-Bahnstation kaufe, verhindert, dass ich einschlafe. Übrigens ist die "konkret" diesen Monat eine lohnende Investition, denn es gibt eine wundervolle Rezension von Sonja Eismann zum ersten Christiane Rösinger Soloalbum "Songs of L. and Hate" (mehr qualitativer Popfeminismus und Poesie geht wohl kaum in einen Feuilletonbeitrag) und zwei recht kontroverse Artikel zum Thema Vegetarismus als Ausweg und Straight-Edge Veganismus als Ideologie (mehr Forderung nach Emazipation des Menschen von der Natur, Ökoideologiekritik und Balance zum Konsens einer Forderung nach weltwirtschaftlich gerechterer Ernährung geht wohl kaum in einen Politbeitrag).
Am Nachmittag viel zu spät erwachend, bereite ich mich auf eine anstehende Telefonkonferenz zu einem Projekt im Literaturforum "keinVerlag" vor, das ich mich mitzuorganisieren bereit erklärt habe und überlege schon, wie viel Zeit mir bleibt, zu duschen, zu kochen, um dann zum Protestvorbereitungstreffen zu fahren.
Und eigentlich habe ich ja gestern Nacht beschlossen, einen Hasseintrag gegen bestimmte Formen der Übermännlichkeit hier zu publizieren, aber nun fehlt mir schlicht die Zeit.
Lieber weise ich noch auf den http://blogactionday.change.org/ Blogactionday hin, der in diesem Jahr am 15.10. zum Thema Wasser stattfinden wird.

3 Kommentare:

  1. engagiert zu sein ist wohl die schönste form der prokrastination.

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  2. Keine Zeit, und vor allem: keine zu verlieren... Mit sehr schlechtem Gewissen, trotzdem:

    Vielen Dank,

    Andreas

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  3. @Maiko: Tatsächlich. Wenigstens verliert man damit keine Zeit, was mich
    @Andreas bringt: Da es ja keine verlorene Zeit war, sondern der Start eines interessanten Projekts und ein Gedankenaustausch war es keinesfalls verlorene Zeit (danke für den Link btw).
    Bitte sehr.

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