20. Oktober 2010

In den leeren Zügen.

Ich bitte Sie, Joanna Newsoms "Bridges and Balloons" einzustellen.
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wenn Sie mögen.
Sie sitzen in einem leeren Zug. Richten Sie es ein, dass der Zug wirklich leer ist. Also, nicht nur so, dass Sie gerade einmal eine Sitzgruppe für sich beanspruchen. Vielleicht sind ja nicht einmal Sie selbst da.
Und vielleicht auch, dass es dunkel ist und eine kalte Jahreszeit.
Dass sie eine Stadt von oben sehen.
Sie werden nicht verstehen. Eine Stadt von oben im Zug?
Naja, ich meine, so von Brücken, die altbekannten Stadtfragmente. Straßenzüge, Bahnen, Autolichter, Häuserschluchten...
Erzählen Sie mir nicht, Sie kennten das nicht aus der Literatur!
Lesen Sie viel?
Und könnten Sie es sich vielleicht bequem machen und auch Wasser betrachten? Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass Wasser im Dunkeln gar nicht wie Wasser aussieht? Und dass Sie bei näherer Überlegung fest stellen müssen, dass Sie gar nicht wissen, wie Wasser aussieht?
Vielleicht meinen Sie aber, es sei so durchsichtig, klar, rein und sowas alles. Jedenfalls keine lackschwarze Ansammlung von Glitzertropfen.
Lassen Sie sich nicht beirren und fahren weiter.
Wenn die Musik nun aus ist, hören Sie vielleicht einmal auf die Geräusche um sich herum. Ist da etwas? Ist da nichts? Sind Sie es, die da atmet?
Lagen Sie nach diesen Gedankenreisen, bei denen man federtraumigleicht einschlafen soll, im Kindergarten oder so, auch immer noch lange wach? Weil Sie die Assoziationen nicht müde, sondern lebenshungrig machten?
Schlafen Sie in leeren Zügen?
Ich frage Sie, können Sie schlafen, in leeren Zügen?
Ich frage Sie, können Sie schlafen?
Ich frage Sie, wo schlafen Sie?
Können Sie schlafen auf Rücksitzen von Autos? In Betten, wenn es so kalt ist, dass Sie einen Pullover brauchen? Auf Ihrer Arbeit? In der Schule? Der Universität? Auf Tischen und in der Straßenbahn? Wenn es dunkelt oder scheint? Wenn es ruhig ist? Wenn es laut ist?
Ich frage Sie, wie können Sie schlafen? Wann?
Leere Züge fahren aus einer Stadt in die andere. Sie halten nie dort, wo sie gern aussteigen mögen. Nur dort, wo Sie wohnen, arbeiten, reisen.
Ich frage Sie, können Sie schlafen?

3 Kommentare:

  1. Kafka schrieb: Einer muss wachen, einer muss, und Shakespeare: Macbeth hath murdered sleep... Es gibt Gründe, warum jemand nicht schlafen kann oder will, zum Beispiel medizinische, aber die von Dir geschilderten gefallen mir besser.

    Gute Nacht, so gesehen,

    Andreas

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  2. Schöner Kommentar; ob es positive oder negative Gründe sind, nicht schlafen zu können- intensiv ist und war es immer.
    Gestern schlief ich aber hervorragend und ich hoffe, du auch.

    Regine

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  3. Ich habe zu danken für den den Tipp. Danke sehr, und:

    bis bald,

    Andreas

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