"they drive a limousine, we ride a bike
they own the factory, but we’re on strike!"
Anti-Anti/Bonaparte
Ich weiß doch, dass etwas im Busch ist, wenn ich nächtelang nicht schlafen kann, weil ich unter scheinbar unbegründeten Verlustängsten leide.
Zwischen gestern, dem 20.7.2010 11:05 und heute, dem 21.7.2010, 11:45 wurde mir mein Fahrrad an der Wilmersdorferstraße gestohlen. Gut, ich hätte es nicht so lange da stehen lassen dürfen, aber Trauer und Freude hinderten mich daran, es früher abzuholen. Und ich bitte dich, es war in Charlottenburg! Zwischen ein paar toll aufgeputzten pastellfarbenen Diamantfahrrädern stand es, dunkelviolett und furchtbar dreckig, mit einer Lampe, die sich gelöst hatte und sonst wo herumbaumelte und einem schleifenden Rahmen. Auch verfügte es über schrecklich hässliche, alpin anmutende Stickereien auf dem Sattel. Kurz, man sah ihm oder ihr seine studentische, marvellousmessige Besitzerin schon von weitem an. Leider haben die Charlottenburger zwar sehr wohl Geld, sich selbst ein Fahrrad zu kaufen, aber leider auch einen schrulligen, guten Geschmack. Dennoch ist es gemein und niederträchtig und ich habe mir einen Hut gekauft, den setz ich mir jetzt auf und trauere:
An meine Gefährt.
Dass du so einfach weggegangen,
da hast du es dir wirklich mit mir verschissen.
Doch da mein Herz so an dir gehangen,
werde ich dich auch wirklich sehr vermissen.
Gefährt, Gefährtin, Fahrradliebe,
für dich ist mir wirklich nichts zu peinlich,
denn waren es zwischen uns nicht nur Triebe,
du gehörtest mir wirklich, augenscheinlich.
Weißt du noch, als wir zum Mauerpark sausten,
du warst ein bisschen schüchtern wegen der Schicken.
Oder wie wir das erste Mal zur Tu-Bib brausten,
"Das Studium macht Spaß!" frohlockte ich und du musstest nicken.
Du warst nicht von hier, genauso wie ich,
aus der Provinz hatte ich dich importiert.
Die Hügel und Wiesen und Felder liebten dich,
die Freiheit hat dir, wie mir, imponiert.
Die volle Kontrolle über dich,
die erreichte ich daher leider nie.
Und da ich dich aber wollte für mich,
fiel ich vor dir mehrmals erbittert auf die Knie.
Auch wenn du treulos bei jemand anderem bist jetzt,
die Narben vom letzten Mal sind noch nicht mal Grinde.
Du wurdest von mir niemals überschätzt,
mal sehen, wie ich es überwinde.
Wer hier gelacht hat, mit dem wechsle ich kein Wort mehr.
ich hab erst beim allerletzten satz gelacht. es ist ja geradezu ne aufforderung.
AntwortenLöschenmein beileid.
m
Wir sind bei dir! Ich wünsche dir viel Kraft. Wenn du jemanden zum Reden brauchst - melde dich einfach!
AntwortenLöschenOh, danke. Danke vor allem Katha fürs regelmäßige Lesen- ich bin geehrt.
AntwortenLöschenDie Liebe zu deinem Fahrrad verwundert mich, der Diebstahl bestätigt dafür nur mal wieder meine Berlin-Voruteile ^_^
AntwortenLöschenJa, Berlin ist, egal wo, ein hammerhartes Pflaster! Und trotzdem lebe ich hier 1000 mal lieber als in München, Mr. Mire!
AntwortenLöschen^_^ Kann schon sein, allerdings kannst Du München ja gar nicht beurteilen... wird Zeit, dass Du mal auf Besuch vorbeischaust :-)
AntwortenLöschenZum Thema:
Ein musikalischer Städtevergleich aus bayerischer Perspektive. Zweimal das gleiche Stück. Einmal Cover, einmal original, beides gut:
Rainer von Vielen - Mein Block (http://www.youtube.com/watch?v=oYFe76uvmms)
Blumentopf - Mein Block (http://www.myvideo.de/watch/5409174/Blumentopf_Mein_Block)
Kann ich in der Tat nicht, nein. Und Interesse besteht noch.
AntwortenLöschenAber der musikalische Städtevergleich hat mich nur noch mehr Berlin zugewandt. Ich glaube, dereinst schreibe ich meine eigene Hymne. So merkwürdig du das finden wirst, aber es ist tatsächlich nicht schlecht, mit einem geklauten Fahrrad ein gebrochenes Herz für einen Moment vergessen zu können. Berlin die Stadt der Verluste und des Glücks- wahrscheinlich bin ich viel zu upgefucked für München- Berlin nicht für mich.
Das freut mich doch sehr bist immer eingeladen. Auf die Hymne bin ich jedenfalls gespannt.
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