29. Juli 2010

Leise ist mein Berlin

Ich kündigte ja neulich an, einmal eine Berlinhymne zu schreiben. Aber das habe ich nur gesagt, um mein Angekotztsein über den ewigen Städtevergleich München - Berlin - Hamburg zum Ausdruck zu bringen, weil ich Berlin einfach lieber mag und das nicht ständig zur Diskussion stellen möchte. Hymnen finde ich eigentlich ziemlich doof. Ich muss doch nicht den Ort besingen, in dem ich mich wohl fühle, denn es ist wohl weniger der Ort, der das macht, als mein Hingehen hierhin und die Menschen, die ich hier traf und Seiten eines Ichs, welches ich hier kennenlernte. Und doch gibt es Tage, an denen ich denke, sie wiederführen mir nur hier. Ich kann das nicht begründen und wahrscheinlich ist das auch nicht wahr. Aber es lässt mich Gedichte schreiben wie dieses hier:

Leise ist mein Berlin
und es hat Alleen, Büsche, Sträucher, Aufzüge und Straßenlaternen.
Über den Friedhöfen liegt die Ruhe, die man im Park sucht und nur hier findet.
Wenn ich dort küsse und sage, "Hier ist es still",
vergeht sich ein Ghettoblaster mit "Umz Umz" an meinen Herzrhytmusstörungen.

Leise ist mein Berlin
und es gibt Kuchen, Rhabarbersaftschorle und Eiskaffee, der sich in schelmischer Süße als Eisschokolade verkleidet.
Über den Autoabstellplätzen liegt ein Gefühl von zu Hause, das mir näher und härter ist als das Sachte in den Hinterhöfen.
Wenn ich dort stehe und zu einem Fenster hinauf sehe,
streicht mir ein Wind um die Schultern, der mich an die Mülleimer in der Ecke wirklich glauben lässt.

Leise ist mein Berlin
es gibt dich, sie, ihn und mich. Deine Stimme ist weich und klug. Ihre Stimme schmeichelt und neckt. Seine Stimme ist rauh und fest. Meine Stimme flüstert, denn leise ist mein Berlin.

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