Meine Oma sagte vor ein paar Jahren zu meinem armen Opa, der in Erinnerung an selige Musikerzeiten, eine Jazzplatte hörte und dabei fröhlich mit seinem neu erstandenen Keyboard rumklimperte: "Du gaukelst dir da was vor."
So spielverderberisch ich das in diesem Moment von ihr fand, ich wünschte mir manchmal, dass meine Oma neben mir steht und mir diesen Satz vorwurfsvoll ins Gesicht plärrt, wenn ich mal wieder dabei bin, viel zu viele gegorene Flüssigkeiten in mich hineinzuschütten, die mich nicht zu sehr mehr durchwuseln, aber die mein Magen einfach nicht verträgt und die Konsequenzen tragen muss, der Arme. Da tut er mir so gute Dienste als Seelenindikator und dann qüale ich ihn damit, mir nicht nur sagen zu müssen, wann was für mein Herz gut ist oder nicht, sondern auch damit, mir sagen zu müssen, was für meine Leber gut ist oder nicht.
Eine Bekannte von mir hat nicht so eine Oma, wohl aber so eine Mutter, die ihr nach dem Bericht einer Vietnamreise verschwörerisch riet: "Kind, du bist zu alt, um auf dem Boden zu schlafen!" (Das Kind ist 27 Jahre alt.)
Ich bewundere ja Leute, die wirklich nicht erwachsen werden wollen, Leute, die studiVZ-Gruppen gründen wie "Erwachsen werden? Ich mach ja viel Scheiß mit, aber den nicht!" Die die Verzweiflung nicht kennen, tatsächlich vor den Spießern auf der Flucht zu sein, aber trotzdem wachsen zu wollen und nicht die selben Fehler immer wieder zu tun. Die Dummheit muss doch aufhören!
Und darum stelle ich Fragen, die nach einer konkreten Antwort schreien!
Wann ist man endlich zu alt dafür, zu viel zu trinken? Wann ist man endlich zu alt dafür, zu rauchen? Wann ist man endlich zu alt dafür, Gefühlszuständen nachzuhängen, anstatt sich auf seine Karriere zu konzentrieren? Wann ist man zu alt für nicht enden-wollende Lachanfälle? Wann schafft man es endlich, mit Würde hohe Schuhe zu tragen? Wann schafft man es endlich, mit Anstand, sein Beileid zu bezeugen?
Wann ist man endlich zu alt dafür, jung zu sein?
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