15. Oktober 2010

Wasser

Heute ist also der Blog-Action Day zum Thema Wasser. Und ich würde an dieser Stelle gerne informieren über die Wichtigkeit sauberen Trinkwassers, den fehlenden Zugang vieler Menschen zu diesem, Wasser bezogene Krankheiten- aber ob der Fülle von wissenschaftlichen Blogs, die heute dazu bereits veröffentlicht wurden, verweise ich da lieber auf qualifiziertere Beiträge: http://blogactionday.change.org/
Dies hier soll lieber ein persönlicher Zugang zum Thema Wasser werden, ich bin von diesem Thema nun sowieso viel zu emotionally overwhelmed, um sachlich darüber zu schreiben.
Meine frühesten Erinnerungen, die mit Wasser zu tun haben, beziehen sich auf meine Grundschulzeit, als ich schwimmen lernte. Beziehungsweise dieses in der Schule perfektionieren sollte. Schwimmen hatte ich bereits am Badesee gelernt und ich war davon begeistert. Bis ich meinen Kopf in Chlorwasser tauchen sollte, um Tauchen zu lernen. Einen Gegenstand vom Boden fischen. Was soll ich sagen, ich möchte hier kaum weiter sprechen über diese sadistischen Erinnerungen in künstlichem Türkis und unter chemischem Geruch- es sei nur das Fazit gesagt: Das Seepferdchen erhielt ich bis heute nicht, meinen Frieden mit Hallenbädern habe ich inzwischen gemacht. Ein fies pauschalisierendes Misstrauen gegenüber Sportlehrern ist allerdings geblieben.
Im Laufe meines Lebens blieb die Freude auf das Schwimmen im Sommer, in Seen oder Meer, bei Hitze und bei Kälte, eine Konstante in meinem Leben, ebensowie die Angezogenheit von Wasser in Städten. Selbst eine merkwürdige, sich in früher Kindheit entwickelnde und bis zur Pubertät bleibende Haiphobie konnte die Konstante nicht kürzen.
Von Seejungfrauenmärchen war ich immer fasziniert. Überrascht erfuhr ich, dass diese in der gendertheoretischen Lesart als Geschlechtervermischung angesehen wurden. Als Frauen mit Schwanz, sozusagen. Dies kann man nun albern finden oder auch nicht, unbestreitbar bleibt, dass die See durch die Unendlichkeit, Tiefe, Gefahr das künstlerisch einladenste unter den Elementen darstellt.
Beim Schwimmen denke ich seltsamerweise nicht an das große Unbekannte unter mir, sondern fühle mich mit der Umwelt selten vereinigt. Gäbe es eine Möglichkeit, sämtliche Aktivitäten ins Wasser zu verlegen, ich würde sie sofort ergreifen.
Greifen tu ich momentan auch den ganzen Tag zum Glas, das ich mit Leitungswasser fülle. Als Limonaden und Selterskind aufgewachsen, war das früher undenkbar. Als Studentenkind nun ob der finanziellen Lage nicht nur denkbar, sondern nötig. Und ich lernte Wasser noch einmal auf eine ganz andere Art und Weise zu schätzen, radelnd nach heißen Tagen, nach Hause kommend, gierig den Hahn laufen lassend: Als Trinkwasser.
Fuck, dass das ein Privileg ist!

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