die Höhenangst ist doch keine Angst vor dem Fall.
Wir sehen nach unten und befürchten, dass wir nicht mehr so lange oben stehen. Und dass das unten ganz schön nach Parkett und Langeweile aussieht. Wenn es denn wenigstens Parkett ist oder ein Bergsee oder das Meer, nicht nur Linoleum und Beton. Dann schwindelt es uns, weil wir wohl oben sein sollten, in echt, oder im Wasser, aber nun kommen Sie mir nicht mit Sehnsucht nach Tiefe, oh bitte.
Und nachdem es uns schwindelte, haben wir Angst. Aber nein, wie ich sagte, nicht vor dem Fall. Angst davor wieder hinabzuklettern, Stufe für Stufe uns dem Boden zu nähern. Ein Fall wäre ja etwas dramatisches- so zack krach bumm yeay - und es täte was nicht nur weh, vielleicht wären wir total im Eimer. Und nicht nur so, Stufe für Stufe runter, und hier was ausgezerrt und da mal gestolpert und hier ein blauer Fleck. Und die Angst vor dem Fall käme nur einmal kurz, sie ist viel zu groß, um sie greifen zu können. Hier dagegen haben wir Schritt für Schritt, jedes mal aufs Neue: Angst vor dem langsamen Runtergehen, rückwärts, Arsch bombenbereit in die Höh. Bleibt nur der Hintern für die Höh, was solls. Ist ja groß genug, wozu denn sonst.
Als ich aus 4 Metern fiel, fiel ich in einen Berg der Dreckwäsche meines Mitbewohners. Ich hab ein bisschen geschrien und dachte "Aua." Aber gar nicht so "Aua", als ich mich umsah, Socken und Boxershorts vor den Augen und ausgerechnet die linke Schulter geprellt, heilen Hinterns.
Ein Trick, den jeder Kellner kennt: Nie auf das Tablett schauen, sondern nach vorne, dann fällt nichts herunter. Und das Tablett nie so voll beladen, dass nicht der ganze laden ruiniert ist, wenn einmal etwas herunterfällt. Und auch nicht mit so schweren Gegenständen, dass es Tote gibt, wenn sie auf jemanden stürzen. Man soll doch Freude haben an der Kunst.
AntwortenLöschenAndererseits diese so genannte Höhenangst vor dem Sturz und also vor dem Schmerz.
Gerhard Hauptmann sagte: Man kann viel mehr an der Kunst haben als nur seine Freude...