13. April 2011

Ein Geruch und Gefühl von Regen, ein Geräusch von Bürokratie und im Wind der ratenzahlenden, hektischen Faulheit

"Ich bin krank gewesen und habe gearbeitet." sage ich selbstverständlich, als die Bibliothekarin mich, mitleidig, zugegeben, fragt, wie denn die dreistellige Summe an Bibliotheksgebühren zustande kommt. Merkwürdigerweise schäme ich mich gar nicht, denn ich bin wirklich krank gewesen und habe gearbeitet. Am Ende bin ich verreist. Mehr dazu mit Bebilderung bald.
Das Schreiben hat mir tatsächlich gefehlt, ich habe gehadert, was dieser Blog noch will und soll. Ich habe keine Lust mehr, Seelenvoyeure zu bedienen und Tagebuch kann man tatsächlich auch auf Papier schreiben. Jedoch versichert er mir meine Existenz und allein die Möglichkeit, in ein Außen zu treten, lässt mich mehr leben. Ein bisschen.
Zudem sind die letzten Wochen geschäftig und produktiv gewesen, ich habe mein Soziologiestudium abgeschlossen und auf Grund von Entzugserscheinungen werde ich populärsoziologisch vor mich hinbloggen, wenn mir der Sinn danach steht.
Neue Musik habe ich auch entdeckt, dem Theater bin ich aktiv und passiv treu geblieben, nur dem Schreiben, ja dem Schreiben bin ich abseits von Fragmenten fremd gegangen. Ich wollte wohl mal probieren, ob es ohne auch geht, ob ich es wirklich brauche, oder ob es zu meiner prätentiösen baskenmützenartigen Erscheinung schlicht die Hutfeder am Zylinder darstellt, während ich den Zylinder lässig in der Hand halten muss, weil die Baskenmütze den Kopf bereits besetzt. Die Wahrheit ist: Ich brauche den Zylinder, ob mit oder ohne Hutfeder. Oft habe ich Angst, dass mein Innen nur für mich so groß scheint, für alles Schriftliche zu klein ist. Aber es muss von innen nach außen, um blutig und organisch zu sein, und es muss raus, es muss raus und es soll ja auch.
Interessant in diesem Kontext ist auch, dass ich gerade meinen dritten Essay zu Jean-Améry verfasse, und wie es aussieht, geht die Entwicklung von einer literaturherzblutigen Betrachtung literarischen Engagements über die Manifestation kämpferisch Anti-deutscher Gesinnung mit winzigen Ansätzen zur Reflektion, die aber trotz hervorragender Benotung nicht allzusehr dazu beitragen den Peinlichkeitscharakter des Pamphlets zu verringern, bis zum sehr wahrscheinlichen Versuch, eine deutsch-jüdische Vergangenheitsbewältigung mit wissenschaftlicher Distanz zu betrachten. Ich guckte mir diese akademische Präferenz meinerseits teils amüsiert, teils verschämt errötend an um den Plan zu fassen, sie weiterzuführen. Anscheinend lässt sich hier ganz gut mein jeweiliger Status quo ablesen.
Geschäftig und produktiv geht es weiter, Don't Panic weiterhin als Leitsatz, den Regen im Ohr. As long as there is something to laugh, my life can't be that bad.

2 Kommentare:

  1. Sie ist zurück und sie schreibt weiter. Und wir freuen uns, halten genussvoll den Zeigefinger an den Puls, die Welt dreht sich weiter.

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  2. Well, thx a lot, Du Liebe! Sehr schön ausgedrückt!

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