18. Mai 2012

What makes me happy now. And here.

Having the strong desire to attend yoga school.

Drinking polish coffee. Discovered it, when I had only coffee, but no machine. It's not to be confused with Turkish coffee, because this is made with love and sugar. Polish coffee is made with hate and nothing. It's just hot water and coffee. Real coffee, not Instant-Coffee. Nothing else. I've googled it, to see, if it will kill me and found out: Some people call it "Polish Coffee." The first was the best coffee I had in a lifetime. The second was even better.

Being able to cook for myself again.For example Giant potatoes with cheese, which I would call Quark. And the best fucking scrambled egg I had in a lifetime.

Recognizing that half of the museum I work at is gay and nobody will be at the museum tomorrow, because there will be Gay Pride. Still not quite decided, if I will be on the Market Square or let them have their pleasure and enjoying the museum on my own.

Finding Tape, after three days of searching it, including also shopping at night, being drunk, because most shops are open 24h. Nobody knew, what I meant, and when they did, they started to shout at me. Still don't know why. Finally found it at a ridiculous small gift shop in some mysterious side-street. Felt like a junkie, but just wanted to personalize my room a little bit.

Hearing a polish girl say that my German sounds not German, but Polish-German.

Tasting the difference between Polish and German Nutella. Polish is better.

Thinking of all the motivation letters which I have to write for my Master-applications. Should I be like Joey Comeau? That's how my application for Sociology M.A. will look like:

Sociology sounds more like "job" than "literature" does. But only on first sight. So if you want to reject me because of my horrible B.A., please do so. I don't have to take statistic classes in Master, so more fun for me, but "job" sounds more like "drinking" anyway.

Another day passed without being the cat of Miranda July in "The Future" or, even worse, being Miranda July in "The Future".

6. Mai 2012

Run Baby Run, Pt II

Eigentlich sind sie mir zuwider, diese Auslandssemesterblogs. Oder waren sie. Seit ich selbst weg bin, wird mir klar, woraus sie entspringen: Dem Bedürfnis nach Kommunikation, dass man nicht so schnell stillt, wenn man gerade erst dabei ist, sich mit einer Stadt anzufreunden. Gerade, wenn man wie meine Wenigkeit hier nicht als Erasmusstudentin ist, sondern als Praktikantin, und ebensolche auch nicht gern von einem internationalen Mikrokosmos geschluckt werden möchte. Schnell die Bachelorarbeit beendet, mein gesamtes Umfeld durch Überarbeitung und Nötigung zur Korrektur genervt, stieg ich genau vor einer Woche in den Zug, um 10h später in Kraków zu landen. Ich war erkältet, ich war müde, ich war froh, dass ein Herzstück meines "alten" Lebens, meine liebe Mitbewohnerin, mich begleitete. Wir taten, was wir in Berlin schon am besten konnten: Aßen gut, diskutierten viel, und tranken Bier, welches nicht ohne Folgen blieb: Zu gemütlicher Stunde am Fluß wurde es teuer. Das zweite Bußgeld meines Lebens, nach dem Fahrrad fahren auf dem Gehsteig in Berlin, nun für Alkohol trinken in der Öffentlichkeit in Krakau. Es war eine recht amüsante Lehre, und immer noch billiger als das legal genehmigte Bier in Thessaloniki. Ein Bußgeld scheint hier zum guten Begrüßungston zu gehören: My fellow intern bekam es beim Überqueren einer roten Ampel beschert. Pech für sie. Glück für mich: Die Stadtbewohner haben aus dieser strengen Sanktionierung heraus die Angewohnheit, wie gestört über grüne Ampeln zu rennen. Ich bin also mit meiner in Berlin als schrullig wahrgenommenen Rennsucht hier gerade mal perfekt angepasst! Das mit dem Fahrrad fahren könnte mir hier auch nicht passieren. Erradelt man hier doch grundsätzlich den Gehsteig, wenn überhaupt, denn jeder warnt mich, hier Fahrrad zu fahren, das sei furchtbar gefährlich. Ich kann mir zwar kaum vorstellen, dass es gegen Berlin diesbezüglich eine Chance hat, nutze aber die Gelegenheit und laufe täglich eine Stunde nach Kazimierz. Kazimierz, bis 1871 eine eigenständige Stadt, ist heute ein Bezirk Krakaus, und der Standort des Galicia-Jewish Museums, an dem ich Praktikum mache. Kazimierz ist bisher der einzige mir bekannte Ort in Kraków, an dem ich mit der Kombination aus rotem Lippenstift, kurzem Haar und Turnschuhen kein Freak bin. Kazimierz sieht auf den ersten Blick aus wie eine kleine, nette, fusionierte Version von Prenzlauer Berg und Kreuzberg, mit Hippieläden, Straßencafés und KlischeestudentInnen. Der signifikante Unterschied ist die Mischung mit einer Vielzahl an Restaurants, die mit "Gefilte Fisch" auf der Speisekarte werben, in deren Gärten Klezmer-Bands spielen, progressive und orthodoxe Synagogen und zwei jüdischen Friedhöfen in unmittelbarer Nähe. Kazimierz war bis 1941 zum Großteil jüdisch bewohnt, und das Jewish Community Center, welches sich ebenfalls hier befindet, setzt sich mit anderen Institutionen dafür ein, jüdische Kultur im Bezirksbild wieder sichtbar zu machen. Meine täglichen Touren nach Kazimierz sind also von zwei Interessenlagen geprägt: Zum einen lässt es sich hier einfach sehr gut lesen, Kaffee trinken und auf Postern nach Konzerten und ähnlichem Kulturkram umsehen, zum anderen sehe ich mir die Orte an, die ich im Museum auf Fotos zeigen, und deren Geschichte ich erzählen soll, mit dem mir sehr sympatischen Credo: "please admit that you are not sure instead of making crap up." Und doch sind es sehr gemischte Gefühle, mit denen ich durch die ebenso Touristen überlaufene Altstadt nach Hause laufe. Antisemitische Graffitis auf jeder zweiten Hauswand passen für mich nicht so recht zu der Information, dass das Museum und die Synagogen hier keine Security nötig haben. But instead of making crap up, beobachte ich weiter. Heute war mein erster Kazimierz freier Tag, den ich mit dem zweimaligen, spontanen Verlaufen verbrachte. Das erste bescherte mir mein neues Lieblingscafé "Kawka" irgendwo in einer Seitenstraße am Fluss. Dort kann man mit Laptop, Stift und Block in wechselnden Positionen stundenlang schreiben, bei einem einzigen, dafür aber grandiosen Kaffee, ohne den geringsten Rüffel zu bekommen. Das zweite Verlaufen brachte mir meine erste Erleichterungsträne ein. Ich versuchte mich an einer Kreuzung zu orientieren, wollte müde einfach nur nach Haus, und eine ältere Dame sprach mich auf Polnisch an, und ich verstand, ohne Sprachkenntnisse: Du siehst verwirrt aus. Alles o.k.?" Ich sagte: Sorry, I Don't speak polish." Sie zögerte: "Then... In English." Ich: I just want to go home, but I am somehow lost. I am searching for Krolewska Street." Sie:"I am from Warsaw." Und sie schwirrte zu einer anderen älteren Dame, mit der sie in einem Mix aus Polnisch und Englisch die Situation klärte, bis ein junger Vater mit Kinderwagen hinzustieß, und ebenfalls ungefragt helfen wollte. Als man mir das letzte Detail des Weges erklärt hatte, platzte ein fast zu enthusiastisches "Thank you all" aus mir heraus. So lächerlich klang meine Freude über diese eigentlich fast unnötige Nettigkeit. Ich habe gelernt, mit dem Gasherd umzugehen, und koche mir großartige Pasta, mit der es mir ein bisschen gelingt, mich bei meiner neuen Mitbewohnerin einzuschleimen.

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