2. Oktober 2010

Durstig, duftend und dehydriert

Aus hier nicht relevanten, jahreszeit- und zu Nierenfreiheit entwachsener Kleidungbedingten Gründen wird mir ärztlich empfohlen, fünf Tage keinen Alkohol zu trinken. Und nun denke ich darüber nach, ob das schwer wird oder nicht.
Ich ging heute aus, man könnte also meinen, ich machte den Härtetest. Jedoch muss ich eingestehen, meine Begleitung ist eine nikotinsüchtige Straight-Edglerin, aus diesem Grund fiel das Gruppenzwang-Phänomen schon mal weg. Ironischerweise möchte diese Person gerade aus ähnlichen Gründen ein paar Tage nicht rauchen. Es war ein gemeinsames Lust und Verzichttreffen also.
Wir gingen uns zum Aufwärmen tüchtig beessen. Das hemmte mein Risiko, denn wenn ich lecker auf der Zunge schmecke, muss ich nicht dabei die Geschmacksnerven durch Gärung überreizen, aber leider war das dann bei ihr so mehr der Drang nach Lunge und Zigarette. Doch noch waren wir beide hart und gingen zum nächsten Level über: Dem düster umsschwängerten, Shotwimmelnden und aschenbecherversehrten Raucherlokal. Als ich die Mangosaftschorle zwecks Durststillung die Kehle runter rinnen lasse, freue ich mich noch über meinen erniedrigten Nikotinkonsum ohne angeheitertes Drehvergnügen; meine Begleitung aber sieht lüstern zu mir herüber und holt ihren Tabak aus der Tasche, weil mein neidisch beobachteter erster Zug ihre Selbstdisziplin bereits in den Keller rutschen lässt. Als ich etwas später einen Virgin-Mojito ordere, stelle ich mir mein cleanes Leben eigentlich schon ganz nett vor. Weniger rauchen, weniger Kater, mehr Geschmack, gar nicht mal so schlecht.
Auf dem Nachhauseweg lese ich vergnügt in dem fabelhaften Buch, das meine augenblickliche Lektüre ist. Ein weiterer Vorteil, denn das ist deutlich amüsanter als erschöpft in den krankenhausgrünen Plüsch zu fallen. Ich komme nach Hause und möchte meinen Stundenplan erstellen. Ich bin zu müde. Sehen wir mal weiter. Betrunken den Stundenplan zu erstellen wäre vielleicht eine ganz gute Idee. Aber nicht, dass man dann statt im Hofmannsthal Kurs im Hoffmannswaldau-Kurs landet. Nur so kann ich mir diese wahre Geschichte, von der ich neulich hörte, erklären.

2 Kommentare:

  1. betrunken stundenplan erstellen.ganz genau dort lag auch das problem...
    schöner text, hat mich zum lachen gebracht.

    sarah

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  2. Haha.Dachte ich es mir doch:)
    Danke, ein kehliges, tiefes Lachen ist mir doch das größte Glück!

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