Wie abgeschmackt: Heute haben mich vor allem drei Dinge glücklich gemacht.
1. Dass ich tatsächlich in der FU Stephanie Grimms "Die Repräsentation von Männlichkeit im Punk und Rap" endlich fand. Nachdem es in der TU trotz meiner Vormerkung partout nicht abgegeben wurde. "Wenn ich den Schlingel erwische! Zu dem komme ich nach Hause, brech in sein Klo ein und zerr ihm das Ding vom haarigen Schoße!", wetterte ich bei jeder Gelegenheit los, wohlwissend, wie oft ich selbst schon Bücher zwei Wochen zu spät abgegeben habe. Aber ich brauchte dieses Buch so dringend für meine Hausarbeit! Und nun habe ich es doch noch drei Tage vorm Abgabetermin bekommen. Nach einer Odysee in die FU, bei der ich mich zunächst gleich mal in der BIbliothek für Rechtswissenschaften angemeldet habe. Dann eine U-Bahnstation zurück und mit einem komischen Bus noch in die Pampa fahren, um das Ding bei den Theaterwissenschaften (?) auszuleihen. Leute, ich bin so froh, in Potsdam zu studieren! Dass hab ich heute zum ersten Mal gedacht, als ich gleich im Anschluss an die FU noch für ein weiteres wichtiges Buch an meinen Heimcampus, das neue Palais, gefahren bin. Endlich wieder verpeilte Menschen mit Kaffeebechern in Parkidylle statt hochgestylten Elitetussis auf einem viel zu chaotischen Campus in einer versnobten Villengegend. Das ist jedenfalls mein oberflächlicher Eindruck, den ich mir vielleicht auch nur zur Verschmerzung des langen Fahrtweges einrede.
2. Das Großstadtlächeln! Wo war es die ganze Zeit? Dieser herrliche Moment, wenn man eine fremde Person anguckt, sich sympathisch findet und ganz ehrlich die Gesichtsmuskeln von Mund- zu Augenwinkel hochzieht. Heute ist er mir gleich zweimal passiert. Bei der netten BIbliothekarin im hübschen Institut für Theaterwissenschaften der FU, die eine ähnlich verpeilt und sozial überforderte Person wie meine Wenigkeit darzustellen schien. Und dann, ein paar Häuser weiter, von meinem zuhause bei dem netten, sympathisch in Streifenbluse, ausgewaschener Jeans, Chucks und auf dem Fahrrad daherkommendem Mädchen, das ich in meiner Nachbarschaft noch nie gesehen hatte. Großstadtlächeln lassen mich an das Gute im Menschen glauben. So einfach geht das.
3. Das Album "Freischwimmer" von Echt, das ich mir mehr aus Jux und Tollerei mal wieder auf meinen MP3-Player machte. Das ist die erste Musik in meinem Leben, bei der mich echte Nostalgie ergreift. Was war das doch für eine schöne Jugendkapelle. Wie tragisch und euphorisch zugleich ist doch "Du trägst keine Liebe in dir" und wie bitter kriegt einen der Zahn der Zeit, bei einer Zukunftsvision namens "2010". Vor allem bei Reimen wie "Du denkst ich kriege nichts gebacken
Und darum pflanzt Du deine Zukunftsangst in meinen Nacken" oder "Du weißt noch nicht wohin, mit deiner Kreativität
Dann gehe doch zum
Arbeitsamt und oute Dich als Künstler
Sie gaben mir eine Stelle als Frisör in Neumünster."
Hach. Und nicht zuletzt: Dass ich heute auf eine Lesung von Judith Hermann gehe. Juchhu! Und dass September ist.
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