Meistens sehe ich es nicht, Manchmal sehe ich es. Heute sah ich es.
Ich hörte die Menschen in der S-Bahn und konnte doch lesen. Die Bahn hält am Bahnhof Zoo und ich merke, dass ich aussteigen muss. Nicht nach guter Verbindung, sondern nach mir. Ich muss raus und den Bus nehmen, um dann vom Rewe aus nach Hause zu laufen, am altem Kraftwerk vorbei, wo keiner ist um diese Zeit und ich nur meine Schritte wiederhallen höre. In der kalten Oktoberluft, die mich dich atmen lässt. Es muss am Herbst liegen, dass ich glücklich bin. Ich hatte Angst vor ihm. Doch der Sommer hat mich in lustig-bunter Gauklermanier gründlich verarscht mit Lebenspracht. Ich weiß doch, warum ich nie Schmetterlinge mochte. So scheint mir der Herbst nun im Gegensatz wohl eher wie so ein ehrlicher Typ aus der Schulzeit, den man früher nie mochte, weil er einen stets im Sozialkundeunterricht kritisierte, aber dann nach Jahren wieder trifft. Und plötzlich mag man ihn und wäre schon gern immer mit ihm vergeschwistert gewesen. Vielleicht weil man plötzlich in seinem überlebensgroßen Großstadtsexego so gewachsen ist, dass man den Wunsch hat, der Geist teile sich, nehme auf, verstehe und steige proportional.
Der Bus hat aber eine Pause zwischen o und 3:00. Man sollte an einem Samstagabend nicht zu früh nach Hause gehen, denn so trifft einen eine Glasflasche ganz knapp nicht und man muss die U-Bahn nehmen, wenn man nicht wie mit weißen Fahnen zur tückischen S-Bahn hinaufkriechen möchte. Muss die denn auch noch oben sein, die arrogante Sau, die mich nun mit dem beständigen Rattern großer gelb-roter Zähne auslacht?
Ich gehe runter und muss eine Weile warten und ich lese und unter meinen Schuhen wird Reine gemacht und angenehm berausche ich mich am chemischen Geruch des Reingungsmittels. Wie kommt das nur an den Schrubber? Wie groß ist das denn? Wie sieht das denn aus, so ein Reinigungszeug für die WG der öffentlichen Nahverkehrsnutzer?
Die beiden Männer in Orange lassen mich mit einem Blick in den Mülleimer und der Bemerkung:"Der ist noch leer genug." ratlos zurück. Und dann kommt die Bahn und ich muss bald umsteigen und nun eine sehr lange Weile warten, doch ich habe keine Langeweile, denn mein Buch ist gut und der Mann neben mir stellt seinen Koffer beiseite, damit ich mich setzen kann und stinkt nach absonderlichem Kräuterschnaps mit einer Restprise Kölnisch Wasser. Und dann komm ich an und rieche Herbstluft und ja, bin ganz bei mir. Ich schaffe es, dem Blut und der Kotze am Boden auszuweichen und sie doch zu sehen. Ich gucke nach links und nach rechts und gehe über die rote Ampel. Und hab die Hände in der Manteltasche vergraben und grinse mich im Aufzug an. Und ich bin nüchtern und glücklich und wach.
Zu später Stunde nach Hause zu kommen, das Bad ist überschwemmt worden, doch wir meistern die Sache, Dein Blog lesen, und bemerken, dass die abstrakten Dinge, deren Vorstellung, sich teilen lassen. Das Problem aber besteht: Mate lässt sich nicht rausschlafen.
AntwortenLöschenIch möchte diesem Text noch einen Kommentar von keinverlag hinzufügen, der wohl zu einen der schönsten Kommentare zu meinen Texten überhaupt gehört:
AntwortenLöschenirgendwas an deinem inneren monolog berührt mich. vielleicht ist es sein unprätentiöser ton. der rewe. oder der herbst. jedenfalls, das gefällt mir. auch das ende. und vor allem mag ich ihn in diesem augenblick für das, was er nicht ist, nämlich der prenzlauer berg, ja.